Windeleinlagen sind sehr einfach selber zu nähen. Aber dennoch habe ich in den letzten 15 Jahren einige wiederkehrende Fragen dazu erhalten und gesammelt. Hier die häufigsten Fragen und weiter unten meine Antworten dazu:

• Welche Form soll ich zuschneiden?
• Und wie groß sollen die Einlagen sein?
• Welche Stoffe sind überhaupt geeignet?
• Wie dick darf die Saugeinlage werden? Wieviel Lagen Stoff darf ich verwenden?
• Kombiniere ich verschiedene Stoffe?
• Was benötige ich zum Nähen?
• Müssen die Stoffe vorgewaschen werden?
• Wieviel Einlagen kann ich aus 1 Meter Stoff nähen?
• Und lohnt es sich überhaupt?

Übrigens: wenn du den Tag “Nähen” anklickst, erscheinen einige Beiträge zum Thema Stoffwindel Nähen. Und unter dem Tag “Stoffwindel” sind auch einige Materialinfos zu finden.

Aber jetzt erstmal zu den Fragen:

Welche Form und welche Größe soll eine Saugeinlage haben?

Wenn wir uns bei den Windelherstellern so umsehen: die häufigste Form ist ein Rechteck oder Oval. Dabei variieren die käuflichen Einlagen mit Größen von ca. 11-14 cm in der Breite und ca. 15-34 cm in der Länge.

Gängige Größen der Windeleinlagen

• für Neugeborene ca. 11 x 28 cm
• und für größere Kinder ca. 13 x 32 cm.

Nähtipp: Wenn du eine Einlage wesentlich länger zuschneidest, z. B. 50 oder 60 cm lang, dann kannst du sie wunderbar vorne oder in der Mitte mehrmals umklappen und punktuell die Saugkraft verstärken.

Es gibt auch geformte Einlagen:

Sanduhr / anatomisch geformt: hier sind die Einlagen in der Mitte (genau im Schrittbereich) schmaler als am Anfang / Ende. Oft ist das sehr vorteilhaft besonders bei Kindern die extrem nasse Stellen vorne und/oder hinten verursachen. Viele Jungs und Kinder die auf dem Bauch schlafen benötigen oft vorne sehr viel mehr Saugkraft als hinten. Manche Einlagen sind auch nur an einem Ende breiter geformt. Diese Form wird auch gerne mit der breiten Seite zum Rücken hin gelegt, da sich hier auch öfter der Stuhlgang ausbreitet.

Beliebte Stoffe für geformte Einlagen sind:

• Fleece aus Hanf-/Baumwolle, Hanf/Bambusviskose (alles Wirkware)
• Fleece aus Bambusviskose/Baumwolle oder reiner Baumwolle (ebenfalls Wirkware)
• Molton aus Baumwolle (Webware)
• Flanell aus Baumwolle (Webware)
• Frottestoffe aus Baumwolle, Viskose oder Mischungen aus Hanf/Viskose oder Baumwolle/Viskose (Webware oder Wirkware)

Spartipp: wenn Du noch gut erhaltene Bettwäsche wie die sogenannte „Bieber-Bettwäsche“ findest oder gut erhaltene Handtücher hast, dann kannst du diese sehr gut zu Saugeinlagen vernähen.

Falteinlagen:

Falteinlagen bestehen meist nur aus 2 Lagen Stoff und werden zu Quadraten oder großen Rechtecken vernäht. Häufig beträgt die Größe 35 x 35 cm oder 40 x 40 cm. Falteinlagen ergeben trotzdem sehr gute Saugeinlagen, da durch das Aufeinanderklappen der Stofflagen eine dicke Einlage entsteht. Beim Waschen jedoch entfaltet sich die Einlage, wäscht sich gut durch und trocknet auch sehr schnell.

Beliebte Stoffe für Falteinlagen sind:

• Jerseystoffe aus Hanf, Baumwolle, Viskose
• oder aber Webstoffe wie dünner Molton Flanell und auch Musslinstoffe.
• Du kannst natürlich auch die schon oben genannten Fleecestoffe vernähen oder mit einem dünneren Jerseystoff, Flanell oder Musslin kombinieren.

Wie viele Stofflagen werden für eine Windeleinlage benötigt?

Die meisten Windeleinlagen sind aus 2 bis 4 Lagen Stoff genäht. Je dicker der Stoff ist, umso weniger Lagen werden miteinander vernäht. Grund: je dicker die Windeleinlage umso schwieriger wird es sie gründlich auszuwaschen und umso länger benötigt sie zum Trocknen. Daher solltest du dicke Stoffe wie z. B. Hanffleece oder Fleece aus Bambus/Baumwolle oder Frotteestoffe auch nur mit maximal 3 Lagen Stoff fest miteinander vernähen.

Bestelltipp Wenn du online nach einem Stoff suchst, dann achte darauf wie schwer ein Stoff ist. In vielen Fällen ist ein Gewicht pro Quadratmeter angegeben. Je höher das Gewicht - umso dicker das Garn und der Stoff. Wir haben z. B. in unserem Shop einen Hanfjersey mit ca. 200 g/qm und einen Fleece mit ca. 320 g/qm. Beide bestehen aus 55% Hanf und 45% Bio-Baumwolle. Unser Fleecestoff ist also auf einen Quadratmeter mehr als doppelt so schwer im Vergleich zum Hanfjersey und somit dicker.

Wie kombiniere ich Stoffe untereinander?

Das tolle am Selbernähen ist: du kannst selber entscheiden welche Stoffe du miteinander kombinieren möchtest. So vieles ist möglich! Schau in die Stoffkiste und kombiniere z. B. unseren Hanf-Baumwolle-Fleece mit bunten Jerseyresten. Oder vielleicht hast du Mulltücher bekommen deren Muster du nicht sooo toll findest - auch diese eignen sich für Windeleinlagen. Du kannst diese dann z. B. als mittlere Lage verwenden. Oder vielleicht sieht das Muster auf einer kleinen Einlage plötzlich viel besser aus als auf dem großen Tuch.

Aufgepasst Unterschiedliche Stoffe sollten auf jeden Fall vorgewaschen werden. Jeder Stoff läuft unterschiedlich ein. Sind sie schon miteinander vernäht, kann das genähte Stück sich verziehen.

Tipps zum Nähen von Hanfeinlagen: Hanfstoffe saugen Flüssigkeiten langsamer auf als Stoffe aus Baumwolle oder Viskose. Deswegen legen viele beim Wickeln die Hanfeinlage ganz nach unten (entweder zwischen die Überhose und die Windeln oder zwischen Windel und eine weitere Saugeinlage die direkt am Babypopo liegt). Wenn Du selber nähst, dann könntest Du auch die Hanfeinlage so gestalten, dass z. B. ein Baumwollstoff mit dem Hanfstoff vernäht wird und die Baumwollseite immer direkt am Babypopo liegt.

Du siehst: es sind ganz viele unterschiedliche Kombinationen möglich, ganz so wie Du es gerne möchtest. Und du kannst das sowohl bei den geformten als auch bei Falteinlagen machen. Eine Kombination die es kaum zu kaufen gibt ist z. B. Eine Hanfeinlage aus Hanffleece plus einer Lage Musslin oder auch Waffelpique.

Stoffe vorwaschen oder nicht?

Das hängt davon ab, ob unterschiedliche Stoffe miteinander kombiniert werden oder nicht. Wie schon erwähnt: jeder Stoff läuft unterschiedlich ein und werden sie ungewaschen miteinander vernäht, kann das Endprodukt krumpelig werden. Möchtest du aber die Windeleinlagen nur aus einem Stoff nähen, dann spricht nichts dagegen den ungewaschen Stoff zu verwenden. Dann empfiehlt es sich aber, die Schablone für die Saugeinlage etwas größer als die fertige Einlage zu erstellen. Die fertigen Einlagen schrumpfen dann beim ersten Waschen und Trocknen etwas.

Waschtipp: Ich wasche Stoffe immer bei der Temperatur vor, bei der ich auch das fertige Bekleidungsstück waschen und trocknen werde.

Was wird alles benötigt?

Es wird nichts aussergewöhnliches benötigt, Windeleinlagen sind ein einfaches Nähprojekt.

• Stoff / Stoffe
• Markierstift
• Stecknadeln / Steckklammern
• Schere oder Rollschneider
• Nähmaschine und/oder Overlock
• Geeignete Nähnadeln: für die Wirkwaren (Jersey und unsere Fleecestoffe aus Hanf, Bambus) nimmst Du Jerseynadeln. Für Webware wie unsere Moltonstoffe oder den Webfrotte ganz normale Universalnadeln. Wenn Du mit der Overlock nähst, dann empfehle ich Dir die entsprechenden Nadeln für Over- oder Coverlock.
• Garn

Und so nähst du die Windeleinlagen:

Du kannst dir vorher eine Schablone aus dickerer Pappe zuschneiden und kannst z. B. den Stoff zwei oder dreilagig aufeinander legen. Damit die Stofflagen beim Zuschneiden nicht verrutschen würde ich ihn immer mit Stecknadeln zusammenstecken.

Dann mit Hilfe der Schablone die Form aufzeichnen und die Einlagen entweder ganz genau oder nur grob ausschneiden. Letzteres bietet sich vor allem bei der Arbeit mit einer Overlock an, die vernäht und schneidet in einem Arbeitsgang. Entweder du nähst nun die Einlagen mit der Overlock direkt zusammen bist superschnell fertigt. Das funktioniert besonders gut bei der Wirkware.

Oder du arbeitest mit der Nähmaschine. Hier kannst Du entweder alles rundherum mit einem Geradstich zusammensteppen und dann mit einem kleinen Zick-Zack-Stich versäubernb bzw. versäuberst mit der Overlock. Oder Du lässt beim Zusammensteppen eine Wendeöffnung, wendest die Einlage und steppst dann die gesamte Einlage einmal rundherum ab.

Extra Nähidee: es gibt Saugeinlagen zu kaufen, die aus zwei oder drei Teilen bestehen und miteinander verknöpft werden. Das kannst du natürlich auch selber machen, dafür benötigst du die sogenannten KAM-Snaps oder BabySnaps. Vorteil: du kannst z. B. Eine große und kleine Einlage miteinander verknöpfen und sie verschieben sich nicht. Die kleine bleibt also an Ort und Stelle. Du musst dir nur vorher Gedanken machen an welcher Stelle der Knopf sitzen soll.

Wieviele Einlagen lassen sich aus 1 Meter Stoff nähen?

Das ist natürlich immer abhänging von der Stoffbreite und wieviele Lagen Stoff in einer Einlage vernäht werden.

Rechenbeispiel für Hanfeinlagen Voraussetzungen:

• Meterware Fleece aus Hanf/Baumwolle, Breite ca. 150 cm
• Schablone für die Einlage : Breite ca. 13 cm, Länge ca. 30 cm
• Dicke: 3 Lagen Stoff

Rechnung:

• 150 cm/ 3 (Lagen)= 50 cm verbleibende Breite
• 50 cm / 13 cm = 3 Einlagen (in der Breite)
• 100 cm (Länge)/ 30 cm = 3 Einlagen (in der Länge)
• Gesamt: 9 Einlagen

Aus den Resten können noch kleine Hanfbooster genäht werden.

Ist es günstiger Windeleinlagen selber zu nähen?

Richtig günstig ist es natürlich wenn auf vorhandenes Material wie Bettwäsche oder Handtücher zurückgegriffen werden kann (oft haben Eltern oder Großeltern noch einiges im Schrank liegen was sie nicht mehr benötigen.)

Teurer ist es natürlich Stoffe neu zu kaufen, aber auch das ist günstiger als fertige Einlagen zu kaufen (siehe Bild weiter unten). Mit Ausnahmen von - Mullwindeln! Erstaunlicherweise ist der dicke Mullstoff der für Windeln genommen wird (wie z. B. von Disana oder Popolini) als Meterware wirklich richtig teuer. Das lohnt sich dann nicht wirklich.

Definitiv lohnt es sich aber Hanfeinlagen selber zu nähen.

Hier eine Rechnung mit Stand Juli 2023:

1 Hanfeinlage kostet ca. 6 bis 8 Euro pro Stück (je nach Anbieter). Für 9 Einlagen müssten also ca. 54 bis 63 Euro bezahlt werden.

1 Meter Fleece aus Hanf-Bio Baumwolle kostet um die 25 Euro, d. h. pro Stück wäre es selbstgenäht ein Materialpreis von ca. 2,80 € pro Einlage. (Den Hanf-Fleece biete ich aktuell nur noch in meinem Etsy-Shop an.)

Natürlich sind das nur reine Materialkosten, die Kosten für Nähmaschine, Garn, Nadeln und Strom sind noch nicht mit eingerechnet. Für Hobbynäherinnen lohnt es sich das Nähen trotzdem auf jeden Fall, denn Maschine und die Nähkleinigkeiten sind vorhanden. Und wie gesagt: es lassen sich viele weitere Stoffe ebenfalls zu Windeleinlagen vernähen.

Hier habe ich eine Schaubild zusammengestellt mit weiteren Stoffbeispielen:

Ich hoffe, hier jetzt eine Menge Fragen schon mal beantwortet zu haben. Auf jeden Fall plane ich noch einen Beitrag über die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Materialien. Denn natürlich ist eine der Top-Fragen: “Welcher Stoff ist der beste?” Aber das ist nicht so einfach zu beantworten.

Stoffe aus Hanf oder Bambusviskose und auch aus Baumwolle kannst Du bis Ende März entweder in meinem Shop finden oder aber im Etsy Shop der noch bis ca. Sommer 2024 bestehen wird.